Fed Cup Europa/Afrika-Zone I 2019

zurück zur Übersicht         Last updated: 30.04.2022

Vorschau

Fed Cup, Europa/Afrika-Zone I (Event A) vom 6.-9. Februar 2019 in Zielona Gora (POL)

Es ist kein totaler Umbruch wie im Davis Cup, aber auch im Fed Cup gibt es eine Premiere: Die Europa/Afrika-Zone I wird erstmals auf zwei Austragungsorte aufgeteilt. Für die Austragungsorte bietet sich dadurch eine bessere Vermarktung und Fokussierung der Veranstaltung auf das eigene Team und mit einer halb so grossen Infrastruktur an Trainings- und Nebenspielplätzen. Neben dem Centre Court wird somit nur noch auf einem zweiten Platz gespielt und nicht mehr auf drei weiteren Plätzen gleichzeitig. Für uns fehlt dadurch etwas die Möglichkeit auf fast menschenleeren Nebenplätzen tief ins Geschehen einzutauchen und die Auswahl an antretenden Teams wird kleiner. Für die ganze Veranstaltung aber es aber sicherlich eine Aufwertung. Vom Spielmodus her traten bisher ohnehin immer die Teams der beiden Gruppen der Frühschicht gegeneinander und die Team der beiden Gruppen der Spätschicht gegeneinander an und spielten einen Aufstiegs- und einen Abstiegsplatz untereinander aus. So konnten die zwei Gruppen nun problemlos standortmässig voneinander getrennt werden, ohne den Charakter des Wettbewerbs zu verändern. Einzig das Aufteilen der beiden Heimnationen auf die jeweiligen Standorte nimmt dem Los- und dem Setzlistencharakter eine gewisse Entscheidung vorne weg.

Mit Grossbritannien (zweitbeste Ranglistenposition aller teilnehmenden Länder) und Polen (sechstbestes Land) haben aber zwei starke Nationen den Zuschlag erhalten. Treibend hinter dieser Änderung war sicherlich der steinreiche britische Verband, der im neuen Davis Cup-Modus in 2019 sonst ohne Heimspiel geblieben wäre in den Nationenwettbewerben. Eine Austragung im alten Modus ist in Westeuropa aber doch sehr kostspielig. Zum ersten Mal seit 26 Jahren darf das britische Fed Cup-Team nun wieder auf heimischen Boden antreten auf den Plätzen der Universität von Bath. Dort werden die Spiele vom Vormittag und diejenigen vom Nachmittag sogar mit zwei separaten Eintrittskarten vertrieben. Die Spiele der Britinnen sowie die kompletten letzten beiden Turniertage sind ausverkauft. Leider hatte ich bei der Bekanntgabe von Bath als Austragungsort zu schnell reagiert und ohne Stornierungsmöglichkeit eine Hotelreservation abgeschlossen. Letztendlich wurden die Schwedinnen nach Zielona Gora ausgelost und Roland und ich werden nach Polen fahren. Es wird das 29. Land, in welchem ich Tennis schaue! Meine Unterkunft in Bath konnte ich immerhin an Lucy und Stacey aus Grossbritannien verschenken, welche zu meinem Tennisfreundeskreis gehören.

Für die Spielerinnen könnten und werden voraussichtlich auch im kleineren Format bessere Bedingungen geboten werden, z.B. was Anzahl an verfügbaren Trainingsplätzen oder die Transfers von der Spielstätte zum Hotel oder die Anzahl Zuschauer pro Spiel bedeutet. Das nicht gerade weltbekannte Zielona Gora in Polen hat ausserdem den Vorteil, dass das umtriebige WTA-Turnier in St. Petersburg in der Vorwoche des Fed Cups mittlerweile in die Premier-Kategorie aufgestiegen und einige Spielerinnen sich daher bereits in Europa im Wettkampfmodus befinden. Wobei die Anreise von St. Petersburg via London nach Bath oder via Berlin nach Zielona Gora in etwa vergleichbar ist.

Wie im Davis Cup sind auch im Fed Cup ab diesem Jahr fünf Spielerinnen und nicht mehr nur vier Spielerinnen pro Team erlaubt. Sicherlich eine sinnvolle Möglichkeit für diejenigen Teams, welche es nutzen möchten. Beispielsweise reduzierten zwei starke reine Doppelspieler/innen in einem Viererteam bislang die Anzahl einsetzbarer Einzelspieler/innen auf zwei. Eine Entscheidung die kaum ein Teamcaptain so fällte ausser in überragenden Fällen wie bei den Bryan-Zwillingen bei den USA. Meistens reist im Team auch eine fünfte Spielerin mit als Trainingspartnerin - meistens eine Juniorin - um Fed Cup Luft zu schnuppern. Nun darf diese Spielerin auch offiziell aufgestellt werden. Im Fall von Georgien ist es so, dass sich Teamcaptain und die ehemalige Spielerin Margalita Chaknashvili-Ranzinger als fünfte Spielerin aufstellen lässt, quasi als Reserve für den Fall der Fälle. Im Doppel in einem Fed Cup können solche erfahrenen Spielerinnen durchaus eine valable Option werden.

Der Davis Cup stellt für die neu reformierte Finalrunde bezeichnenderweise auf das Format der Kontinentalzonen I-III des Fed Cups und der Kontinentalzonen III-IV des Davis Cups um. Einzel 2, Einzel 1 und Doppel auf zwei Gewinnsätze pro Begegnung im Gruppenspielformat. Einzig tun sie das in sechs Dreiergruppen anstelle von vier Vierergruppen. Erstens machen Dreiergruppen für Gruppenspiele sehr wenig Sinn. Zweitens werden acht Viertelfinalisten gesucht, was bei sechs Gruppen zur unfairen Ausmarchung von zwei glücklichen Gruppenzweiten führen wird. Ob ein Kontinentalzonenformat auch für die Davis Cup-Finalrunde funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Ich liebe das Format des Fed Cups der Kontinentalzone I, allerdings vor allem auch weil so viele Spiele gleichzeitig laufen und man überall sehr nahe dabei sein kann. In der Davis Cup-Finalwoche wird das natürlich ganz anders sein mit den verfügbaren Sitzplätzen und Stadien.

Aber zurück zum Fed Cup:
Das bevorstehende Kräftemessen zwischen zwischen Russland und der Ukraine führt zu einer ungewöhnlich grossen Anzahl an Top 100-Spielerinnen in Zielona Gora mit Kasatkina (RUS, WTA 14), Kontaveit (EST, 20), Tsurenko (UKR, 24), Pavlyuchenkova (RUS, 32), Yastremska (UKR, 34), Peterson (SWE, 54), Larsson (SWE, 71), Gasparyan (RUS, 77), Potapova (RUS, 87) und Linette (POL, 89).

Von den Top 100 haben Svitolina (UKR, WTA 7) und Wozniacki (DEN, 10) kurzfristig abgesagt. Ebenfalls nicht mit dabei sind Sharapova (RUS, WTA 27) und aufgrund der grossen Auswahl weitere sechs Russinnen die zwischen Platz 50 und 100 klassiert sind. Daneben fehlt auch Kanepi (EST, 85).

 

Meine Einschätzung der Teamstärken:

Aufstiegskandidatinnen (1) in Zielona Gora:
- Russland (1): Die letzten Titelgewinne im Fed Cup datieren aus den Jahren 2007 und 2008. In 2011, 2013 und 2015 unterlag man jeweils im Endspiel. Im letzten Jahr gegen Lettland erstmals aus der Weltgruppe II abgestiegen, strebt Russland in starker Besetzung den sofortigen Wiederaufstieg an.
- Ukraine (2): Ebenfalls aus der Weltgruppe II abgestiegen, aber ohne Svitolina antretend. Wie die Russinnen verfügen auch die Ukrainerinnen auf den weiteren Positionen über exzellente junge Spielerinnen.
- Schweden: Mit Peterson und Larsson vereint kann man mit zwei Top 100-Spielerinnen antreten, womit man für die Europa/Afrika-Zone I schlagkräftig aufgestellt ist. Nur in den Jahren 2016 und 2018 war Larsson gar nicht dabei im Fed Cup. Seit dem Beginn im Jahr 2005 ist es damit das 13. Jahr in welchem sie antritt und sie wurde beim Fed Cup-Dinner für diese Leistung mit dem Fed Cup-Commitment Award ausgezeichnet. Bei der Konkurrenz im britischen Bath dürfte man sogar mit dem Turniersieg liebäugeln.

Abstiegskandidatinnen (1) in Zielona Gora:
- Polen: Nach dem Rücktritt von Agnieszka Radwanska Ende der letzten Saison wird Polen mit einer verbliebenen Spielerin knapp in den Top 100 und einer gewissen Breite gegen hinten absichern können, aber nicht mehr.
- Estland: Top 20-Spielerin Kontaveit ist alljährlich mit dabei. Aber ohne der Veteranin und Top 100-Spielerin Kanepi wird es zu dünn für das kleine Land aus dem Baltikum, welches über keine weitere Spielerin mit WTA-Rangierung verfügt.
- Bulgarien: Für Bulgarien dürfte es sehr eng werden mit nur einer Top 200-Spielerin. Auf den weiteren Positionen kann die Mannschaft zudem nicht in Bestbesetzung antreten, da der Verband wohl über das gesamte Jahr hinweg und nicht die nötigen Mittel zur Unterstützung der Spielerinnen aufbringen kann.
- Dänemark: Ohne Wozniacki stellen die Aufsteigerinnen keine Top 500-Spielerin und repräsentieren von der Stärke her lediglich ein Team der Europa/Afrika-Zone II. Die 16-jährige Tauson ist die aktuelle Juniorinnensiegerin der Australian Open.

Die Gruppenauslosung für Zielona Gora:

 Topf  Gruppe A  Gruppe B
 1  Russland (1)  Ukraine (2)
 2  Polen  Estland
 3  -  Bulgarien
 4  Dänemark  Schweden

In den gruppenübergreifenden Partien am Samstag werden ein Aufstiegsplatz für die Play Offs zur Weltgruppe II, die Platzierungsrunde sowie ein Abstiegsplatz in die Europa/Afrika-Zone II ausgespielt.

 

zurück zur Übersicht